#11 Die 80/20 Regel kritisch hinterfragen

101 Dinge, die ich bei KnowGravity lernte, 12. Juli 2024, Reto Schreppers

Die 80/20 Regel kennt jedes Kind und jeder Manager…aber wie ist sie anzuwenden?

Die Hoffnung, die hinter der 80/20 Regel (auch Pareto-Prinzip genannt) steckt, baut auf der Erwartung auf, dass wir uns 80% der Arbeit sparen können und doch 80% des Resultates erhalten. Aber wer möchte in einem Flugzeug fliegen, dass nach dieser Regel gebaut und gewartet wurde? Wer will schon, dass die Lohnabrechnung oder die Buchhaltung nach der 80/20 Regel erstellt wird?

Bei SW-Entwicklung und damit dem späteren Wert der SW ist es schon etwas komplizierter. SW wird tausendfach kopiert und jeder Unterschied (positiv oder negativ) ist für tausende Nutzer und Kunden sichtbar. Heute entwickeln wir bewusst iterativ und akzeptieren Fehler (die dann gleich wieder zu 80% korrigiert werden). Die 80/20 Regel wird intensiv (aber nicht immer) genutzt, richtige Anwendung ist ein Wettbewerbsvorteil.

Bei vielen Aufgaben ist es schwierig zu erkennen, wann wir nahezu 100% erreichen müssen und wann wir bei 80% abbrechen sollten. Leider ist unsere Intuition bei solchen Entscheidungen unzuverlässig:

  • Bei schwierigen Aufgaben mit hohem Aufwand und Auswirkungen, die erst in der Zukunft spürbar sind, wird nur 20% investiert (weil das schon teuer genug ist), obwohl 80% als Resultat niemals ausreicht.
  • Bei einfachen Aufgaben, die keine langfristigen Konsequenzen haben, wollen wir uns manchmal selbst verwirklichen und streben unnötigerweise nach 100%.
  • Manchmal reicht 80% von 80%…also 64% vom Resultat mit 4% (20% von 20%) Aufwand. Aber davon wurde uns schon in der Primarschule abgeraten.

In 80% der Fälle hilft die Überlegung, ob die Reduktion meines Aufwandes bei anderen (oder bei mir selbst zu einem späteren Zeitpunkt) den Aufwand überproportional vergrössert.
In 20% der Fälle ist das gerade beabsichtigt (z. B. zur Entlastung von vielbeschäftigten Schlüsselpersonen: Manager dürfen und sollen manchmal eine Aufgabe nur zu 80% erledigen).

Alles oben Gesagte trifft vermutlich nur zu 80% zu…oder zu 64%?