101 Dinge, die ich bei KnowGravity lernte, 14. Februar 2025, Reto Schreppers

Die agile Community pflegt oft ein überholtes Feindbild: den Wasserfall-Prozess als Inbegriff starrer, ineffizienter Entwicklung. Diese Schwarz-Weiss-Malerei erinnert an populistische Rhetorik, die einen längst irrelevanten Gegner beschwört, um von eigenen Schwächen abzulenken.
Moderne strukturierte Entwicklungsmethoden haben sich bereits vor dem Erscheinen des Agilen Manifests 2001 stark weiterentwickelt. Das V-Modell beispielsweise ermöglicht heute iterative Entwicklungszyklen und parallele Arbeit in verschiedenen Entwicklungsphasen. Anforderungen, Design und Implementierung können flexibel angepasst werden, während gleichzeitig übergeordnete Strukturen und Qualitätssicherung gewährleistet bleiben.
Diese modernen Entwicklungsmethoden (z B. das originale V-Modell, RUP und diverse unternehmenseigene Methoden und Prozesse wie das „Adaptive Requirements Engineering“ von KnowGravity) integrieren agile Praktiken (mehr oder weniger…) erfolgreich. Umgekehrt profitieren auch agile Projekte von strukturierten Elementen. Die künstliche Dichotomie zwischen „alt“ und „neu“, „starr“ und „agil“ verhindert pragmatische Lösungen. Statt also pauschal „alles Bisherige war falsch“ zu proklamieren, sollten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: die optimale Kombination bewährter und neuer Methoden für jeden spezifischen Projektkontext.
Um eine erfolgreiche Lösung für die eigenen Projekte zu finden, muss richtig Arbeit in die passende Auswahl investiert werden. Ich habe gelernt, dass nur ein vorurteilsfreier Blick auf alle verfügbaren Bausteine zu wirklich erfolgreichen Entwicklungsmethoden führt.