101 Dinge, die ich bei KnowGravity lernte, Oktober 2023, Markus Schacher
„Ein Modell ist eine vereinfachende Abbildung eines Originals, die einem bestimmten Zweck dient“: Das ist meine persönliche Erkenntnis aus über 40 Jahren Erstellung und Nutzung von Engineering-Modellen. Modelle kommen in unterschiedlichsten Formen vor: Eine Modelleisenbahn, eine Landkarte, eine physikalische Formel, die Partitur einer Symphonie, eine CAD-Zeichnung oder ein Datenbankschema.
Ein zentraler Aspekt eines Modells ist das Original: In obigem Beispiel sind dies die „richtige“ Eisenbahn, eine Gegend, ein Teil unserer realen Welt, eine Symphonie, eine Maschine oder eine Datenbank. Nicht immer ist klar, welches Original durch ein Modell beschrieben wird. Werden verschiedene Originale in einem Modell vermischt, so entstehen schwer nutzbare Modelle.
Ein zweiter Aspekt eines Modells ist dessen Zweck. Dieser lässt sich durch die folgende Frage bestimmen:
Was war zuerst da: Das Modell oder dessen Original?
Wird ein bestehendes Original (z.B. eine Gegend) durch ein Modell (z.B. eine Landkarte) beschrieben, so wird das Modell oft zum Verständnis des Originals verwendet. Existiert das Modell vor dem Original, so wird es als Bau- oder Beschaffungsvorschrift für das Original genutzt. Es kann auch sein, dass aus einem Modell gar nie ein Original entsteht: Dann dient das Modell zur Exploration oder Simulationen verschiedener Möglichkeiten.
Wenn ich also einem Modell begegne, so stelle ich mir jeweils die folgenden Fragen:
- Was ist das Original, das durch das Modell beschrieben wird?
- Welchen Zweck verfolgt der Autor mit dem Modell: Vorschreibend oder beschreibend?