Schnittstellen-Standard für sicherheitsrelevante Systeme

Stellwerke sind sicherheitsrelevante Systeme, welche die Aufgabe haben, Züge sicher und effizient über Gleisanlagen zu leiten. Die SBB hat bereits seit Jahrzehnten im wesentlichen zwei Lieferanten für Stellwerke: Siemens und Thales. Allerdings sind die Stellwerke dieser beiden Hersteller untereinander nicht kompatibel, was zu aufwändigen Integrationsprojekte über Stellwerksgrenzen führt. Daher hat uns die SBB beauftragt, gemeinsam mit den beiden Herstellern einen gemeinsamen, IP-basierten Standard zu erarbeiten, wie Stellwerke Hersteller-übergreifend kommunizieren sollen.

Wir sind dieses Vorhaben vollständig Modell-basiert angegangen. Als Ergebnis aus einer Serie von über 70 (!) Workshops mit den beiden Herstellern sowie der SBB und anderen Lieferanten haben wir eine implementations-neutrale ausführbare Spezifikation mittels CASSANDRA/xUML erarbeitet , mit deren Hilfe die Funktionalität der neuen Schnittstelle nicht nur simuliert, sondern auch umfangreichen automatisierten Tests unterzogen werden konnte – bevor überhaupt mit deren Implementation durch die Hersteller begonnen wurde. Aber nicht nur die funktionalen Spezifikationen und die Testspezifikationen wurden Modell-basiert erstellt, sondern auch ganz andere Dokumente wie Konzeptstudien, Anforderungskataloge, Risikoanalysen, Betriebsprozesse oder die gesamte Projektplanung wurden automatisch aus einem zentralen Modell-Repository auf der Basis von KnowEnterprise® erzeugt. Diesen Ansatz nennen wir „Total Modeling“.

Kundennutzen

Der Kunde konnte die Entwicklung dieses Standards und insbesondere die Koordination der beiden Hauptlieferanten vollständig an uns delegieren und wurde nur noch für spezifische Fachfragen beigezogen. Durch den umfassenden modellbasierten Ansatz wurde eine durchgängige Traceability von den Anforderungen zu den ausführbaren Spezifikationen und einzelnen Testfällen erreicht. Die konkreten Implementationen der Hersteller nahmen wiederum Bezug zu den Testfällen der ausführbaren Spezifikationen. Insgesamt führt der Ansatz des „Total Modeling“ zu hoch konsistenten Dokumenten, da sie alle aus einem einzigen, redundanzfreien Modell erzeugt werden.