#2: Keine Modalverben in Anforderungen

101 Dinge, die ich bei KnowGravity lernte, September 2023, Patrick Grässle

Es ist eine sehr weit verbreitete Praxis, bei der Formulierung von Anforderungen Modalverben wie können, sollen oder müssen zu verwenden. Beispielsweise lautet eine typische Anforderung: Das System soll Suchfunktionen bereitstellen, um Dokumente nach Schlüsselwörtern zu durchsuchen. Ebenso geläufig ist es, Anforderungen Prioritäten zuzuweisen, beispielsweise Prio 1 oder Prio 2. Zusätzlich werden Anforderungen häufig in die Kategorien Muss-, Soll- und Kann-Anforderungen unterteilt. Die Kombination dieser drei Praktiken kann dann dazu führen, dass eine Muss-Anforderung mit Prio 3 und folgender Beschreibung entsteht: Das System soll Suchfunktionen bereitstellen, um Dokumente nach Schlüsselwörtern zu durchsuchen.

Ich habe gelernt, Modalverben aus der Beschreibung der Anforderung zu eliminieren und die Modalität immer als separates  Merkmal der Anforderung zu festzuhalten. So lautet die Anforderung beispielsweise: Das System stellt Suchfunktionen bereit, um Dokumente nach Schlüsselwörtern zu durchsuchen. Die Modalität wird dabei gesondert als Muss-Anforderung erfasst. Dies beseitigt nicht nur mögliche Unklarheiten und Widersprüche, sondern ermöglicht es auch, die Modalität oder Priorität zu ändern, ohne den Anforderungstext anpassen zu müssen.

Dadurch wird die Anforderungsdefinition klarer, flexibler und effizienter. Was will man mehr?